Viele Vereine beklagen den fehlenden Nachwuchs innerhalb der eigenen Reihen. Und auch für einen Gesangverein ist es schwer, junge Menschen für den Chorgesang zu begeistern. Häufig schreckt das veraltete Bild von Sängerknaben in Chorformation Jugendliche ab. Dabei hat sich der Chorgesang längst der modernen Gesellschaft angepasst. Deshalb will die Chorgemeinschaft e.V. Groß-Zimmern mit diesem Vorurteil nun endgültig aufräumen. Sie gründet einen neuen Jugendchor, der in seinem gesamten Konzept auf Augenhöhe mit dem potentiellen Nachwuchs ist: Modern, frech und lebendig. Unter dem Motto „Let´s Glee“ können junge Menschen ihr musikalisches Talent in den neuen Chor einbringen. „Wir haben sehr viele Wochen an dem Konzept gefeilt und auch endlich jemanden gefunden, der die Jugendlichen begeistern kann“, erzählt der 1. Vorsitzende der Chorgemeinschaft Michael Ganß stolz.

Die „Neue“ bei der Chorgemeinschaft

Mit Kerstin Kitzig hat die Chorgemeinschaft eine junge Frau ins Boot geholt, die es kaum erwarten kann, sich an die Arbeit zu machen. „Ich arbeite schon lange mit Jugendlichen und weiß, dass man sie dort abholen muss, wo sie sind“, erzählt die Gesangslehrerin, die den Nachwuchs gezielt fördern möchte. Doch wo stehen die Jugendlichen denn? „Das ist ja das spannende. Sie befinden sich in einer permanenten Selbstfindungsphase. Man sollte ihnen einfach ein bisschen Raum geben, damit sie die Chance haben, sich zu finden.“ Diese Selbstfindungsphase kann sie als Künstlerin gut nachvollziehen. Gerade deshalb hat sie wahrscheinlich einen guten Draht zu jungen Menschen. „Wer sagt, er sei nicht musikalisch, hat es noch nicht ausprobiert“, weiß sie. „Jeder kann was! Man muss das Potential einfach aus jedem herauskitzeln!“ Dafür steht sie bald als Chorleiterin des neuen Jugendchors im Chorraum der Mehrzweckhalle in Groß-Zimmern und freut sich auf alle jungen Menschen, die Spaß daran haben, Musik zu machen.
Die 32-Jährige Kerstin Kitzig aus Geilenkirchen ist mit Leib und Seele Künstlerin. Schon früh war ihr Weg von der Musik geprägt. Mit 11 Jahren hat sie angefangen in der Schülerband zu singen. Nach dem Abitur hat sie in Osnabrück eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin absolviert und startete direkt im Anschluss ihre Karriere. Ihr erstes Engagement hatte sie in Duisburg für eine Musical Gala, die deutschlandweit auf Tour war. Irgendwann führte sie ihr Weg nach Hessen und auch hier warteten einige große Rollen auf ihr Talent. 2010 spielte sie die Hauptrolle bei der Musical Factory in der AIDA Inszenierung und übernahm im darauffolgenden Jahr die komplette Regie für „ Die Drei Musketiere“. Das hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie 2013 gemeinsam mit Marcel Lutz und einem Stab an Mitarbeitern eine eigene Produktion auf die Beine gestellt hat: In „Frühlingserwachen“ trat sie mit 35 Kollegen inklusive Orchester in Erbach, Höchst, Münster und Groß-Umstadt auf. Bei dem dramatischen Musical führte sie Regie und stand als „Ilse“ selbst auf der Bühne. Unzählige weitere Engagements füllen Kerstins beeindruckenden Lebenslauf. Erst letztes Jahr war sie auf der „Kleinen Bühne“ in Bessungen in Cabaret zu sehen und übernahm die Hauptrolle der Sally Bowles. Doch damit nicht genug. Sie fühlt sich ebenso dazu berufen, anderen etwas beizubringen. Und damit ist sie auch sehr erfolgreich. Seit 2009 ist sie Gesangslehrerin und arbeitet seit 2013 auch an der Modern Music School in Dieburg. Aktuell betreut sie rund 30 Schüler und findet mit viel Feingefühl versteckte Talente. Eine ihrer Schülerinnen war sogar schon bei „The Voice Kids“ im Team von Lena zu sehen. Wenn Kerstin nicht arbeitet, singt sie trotzdem. Mit ihrer Band „Second Flame“ bringt sie mit Rock- und Pop Cover-Songs die richtige Stimmung auf Feste in der Region. Und wenn sie mal nicht singt? Sie kocht, macht Yoga und sie geht leidenschaftlich gern ins Kino. Mit ihrem Freund dokumentiert sie nach jedem Kinobesuch eine Diskussion über den gesehenen Film und stellt diese auf ihren eigenen Youtube-Blog. Ihre Lieblingsfilme sind „Das letzte Einhorn“ und „Pulp Fiction“. All das zeigt, wie vielseitig sie ist und warum sie genau die Richtige für die Chorgemeinschaft und deren Nachwuchs ist.

Das frische Konzept – Let´s Glee

Nach dem amerikanischen Vorbild des Glee Club will die Chorgemeinschaft den neuen Jugendchor aufziehen. Dabei zählt nicht nur die Stimme. Wer zusätzlich ein Instrument spielt, ist ebenso willkommen, wie jemand der gerne tanzt oder sogar rappt. Die Jugendlichen bestimmen mit, welche Lieder erarbeitet werden. Dabei fließen dann alle Elemente von Gesang, Rap, Instrumente und Tanz in die Nummern ein. „Wir wollen die Lücke zwischen Kinderchor und den Erwachsenen schließen“, erklärt Michael Ganß das neue Vorhaben. Die Kinderchöre der Chorgemeinschaft sprechen Kinder bis 12 Jahren an. Und auch wenn Chorus Line die junge Chorformation bleibt, ist es doch ein Chor für Erwachsene, dem sich Jugendliche nicht zwangsläufig anschließen. „Wir freuen uns mit Kerstin eine Chorleiterin gefunden zu haben, die zu uns passt. Für uns beginnt jetzt eine spannende Zeit“, prophezeit Michael Ganß. Der neue Chor wird voraussichtlich im Sommer mit den Proben beginnen. Die Probentermine werden demnächst festgelegt und rechtzeitig bekannt gegeben. Wer Spaß daran hat, Musik zu machen und Ideen, die er gerne einbringen möchte, kann dann einfach mal reinschnuppern.